Hinter Langø wurde vor 5000 Jahren irgendeine wichtige Familie in einem Langgrab bestattet.
Der Traumradweg geht noch ein bisschen weiter, wenn auch verwinkelter und nicht mehr immer an der Küste - eine Halbinsel voller Wald kürzt er ab, und gegen Ende schlängelt er sich im Zickzack durch Hecken und Kiesseen.
Es ändert sich so ziemlich alles, nur der Kies bleibt derselbe. Erst im Stadtzentrum werden daraus wunderbare rote Radwege neben Blumen und Wasser.
Trotzdem stimmte es halt, die Stadt wurde wirklich immer gefälliger, da konnten wir gar nichts gegen machen. Das lag aber auch an den lieben Menschen. Genau wie Gedser hat Nakskov einen eckigen Kirchturm und einen runden Wasserturm. Hinter dem Kirchturm entdeckten wir die (laut Google) einzige Fahrradwerkstatt der Stadt, und die hatte gerade Ruhetag. Während ich noch das universale Dogma Montag Ruhetag verfluchte, bat meine Freundin zwei Dänen um Hilfe. Trotz sprachlicher Hindernisse schienen sie zu verstehen und malten kurzerhand mit dem Kugelschreiber mit einem Punkt in meine Karte. Der ist da heute noch drin und dürfte den Weiterverkaufswert nur steigern, denn er markiert die andere Werkstatt von Nakskov. Nach einem Fußmarsch in die Außenbezirke der Stadt standen wir vor unserem ersten Fri Bike Shop. Das ist eine Kette von Fahrradläden. Jede größere Stadt in Dänemark hat einen, und im Laufe unserer Tour sollten wir jeden einzelnen davon kennenlernen. Doch keiner davon konnte uns mit seiner Kompetenz so sehr überzeugen wie der in Nakskov. Der bärtige Verkäufer schaute sich das Rad kurz an, probierte herum, schraubte die Gangschaltung schließlich auf und ersetzte das zerbrochene rote Teil durch ein anderes. Fertig, macht sieben Euro. In zehn Minuten hatte er mal eben locker einen Defekt beseitigt, von dem wir dachten, er würde unsere Tour beenden. Wow!
So. Das war die Strecke, die ich später nachgeholt habe. Auf unserer Tour von 2021 ging es aber folgendermaßen weiter:
Am nächsten Morgen standen wir hoffnungsvoll-griesgrämig an der Bushaltestelle. Ich war noch nie mit einem dänischen Bus gefahren. Der Ersteindruck war super: Dänische Busfahrpläne sind die verständlichsten der Welt. Der Zweiteindruck auch: Der Bus rauschte pünktlich um 9:02 herbei und der Fahrer war wirklich bemerkenswert freundlich, wenn man bedenkt, dass wir seinen Bus mit zwei über und über bepackten Rädern verstopften, für die das Fahrzeug definitiv nicht konstruiert war.
Etwas anders war dann der Dritteindruck: Als ich zum Bezahlen nach vorn ging, wollte der Busfahrer "No cash". Stattdessen sollten wir das Ticket über eine App kaufen. Das versuchten wir während der gesamten Fahrt, aber das Handynetz reichte nicht aus. Da ist die dänische Digitalisierung sich selbst zu weit vorausgeeilt. An diesem Morgen wurden wir unfreiwillig von Radfahrern zu Schwarzfahrern - was für ein Abstieg.
Eine halbe Stunde später setzte uns der Bus am Fjord in der Hafenstadt Nakskov ab.
Rund um Nakskov liegt besonders fruchtbares Ackerland. Ergebnis: Nakskov war schon im Mittelalter eine Kleinstadt mit besonderen Privilegien, und hier entstand die erste Zuckerfabrik Dänemarks.
Der Fjord hat das wärmste Ostseewasser Dänemarks. Ergebnis: Hier entstand die längste Badebrücke Dänemarks.
Unser Reiseführer aber schreibt über Nakskov: Der spröde Charme des Städtchens wird mit jedem Schritt gefälliger. Das klingt nach einer krassen Beschönigung von Bitte, bitte bleibt noch ein bisschen, so hässlich ist es hier gar nicht.
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