NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Montag, 25. Oktober 2021

Hiddensee

Rückblick: Hiddensee-Radtour 2015

Östlich von Rügen liegt Hiddensee, eine recht bekannte Insel, auf der so manche Dichter und Denker Urlaub gemacht haben. Es ist die einzige deutsche Ostseeinsel, die man nur per Fähre erreichen kann (und damit, wie einige Inselfanatiker sagen würden, die einzige "echte" deutsche Ostseeinsel).
Zwei total unterschiedliche Fähren steuern alle drei Ortschaften auf der Insel an. In Schaprode auf Rügen legt ein breites Schiff ab, auf der auch mal ein Anhänger oder Elektro-Trecker der Einwohner Platz findet. Die kleinere blaue Fähre ab Stralsund nimmt Fußgänger zu einer Art Kaffeefahrt mit, die eine Stunde und 40 Minuten dauert.


Auf Hiddensee gibt es keine Autos. Die wichtigsten Fortbewegungsmittel sind die eigenen Füße, Pferdekutschen...

...und natürlich Fahrräder. Es gibt mehrere Fahrradverleihe, die bergeweise Drahtesel gelagert haben. Das sind meistens eher einfache, etwas klapprige Gestelle. Das hat den Vorteil, dass die Verleiher keine Angst vor Diebstahl haben und alles etwas lockerer handhaben. Wir haben es nicht geschafft, das Rad rechtzeitig vor Ladenschluss zurückzubringen, und durften es einfach nachts vor dem Zaun abstellen.

Der Querschnitt von Hiddensee (von Ost nach West) besteht aus mehreren landschaftlichen Schichten. An der Ostküste gibt es jede Menge Wiesen. Das Meer beziehungsweise der Bodden ist relativ tief, weshalb dort auch die Schiffe anlegen. Baden kann man da also nicht, stattdessen gibt es dort mehrere Ortschaften - oder, hinten auf diesem Bild (im Süden), eine Art Stonehenge.

Weiter im Westen gelangten wir in kleine Labyrinthe aus Wiesen und Bäumen.

Es folgen die Dünen, auf denen teilweise Bäume wachsen.

Und dann sind wir auch schon wieder am Meer. An der Westküste liegt der tolle Strand. Dort habe ich keine einzige Qualle gesehen - großartig!

Hiddensee hat ungefähr die Form eines Seepferdchens, ist also ziemlich langgestreckt. Wir haben die Insel vom südlichen Ende bis hoch zur nördlichen Spitze erkundet - teils zu Fuß, teils mit dem Rad.
Gut, bis ganz nach unten durften wir nicht, irgendwann beginnt da nämlich ein Naturschutzgebiet. Das ist mit einem hölzernen Zaun abgesperrt, der sich quer über den Strand und die ganze Insel zieht. Im Naturschutzgebiet liegt der Gellen - das ist eine Art annähernd sichelförmige Halbinsel, die irgendwann nur noch aus vom Meer angeschwemmtem Sand besteht (der Schwanz des Seepferdchens).


Im Süden gibt es einen kleinen Leuchtturm und Windflüchter, also Bäume, die der Wind ein bisschen zurechtgebogen hat. Den Ausflug zur Südspitze macht man lieber zu Fuß, denn für Fahrräder sind die Wege zu sandig. Es ist definitiv empfehlenswert, Mückenspray mitzunehmen, denn als Ausgleich für die fehlenden Quallen im Wasser leben im Süden Hiddensees offenbar viele fliegende Plagegeister.

Drei größere Orte gibt es auf Hiddensee. Alle drei sind per Fähre erreichbar. Der südlichste davon ist Neuendorf. Diese Ortschaft besteht aus einigen verstreuten weißen Häusern.
Auf Hiddensee startete übrigens der einzige touristische DDR-Flüchtling. Der Kellner war gar nicht irgendwie unzufrieden mit den Verhältnissen, er wollte bloß endlich mal nach Sizilien reisen und sein Antrag war natürlich abgelehnt worden. Also studierte er die Zeiten der Grenzer und segelte nachts heimlich rüber nach Gedser in Dänemark. Ein paar Wochen später kehrte er zufrieden und völlig freiwillig per Bahn zurück und ließ sich verhaften - die Haftstrafe war es ihm wert.

Anstelle einer Hausnummer hat jedes Haus eine bestimmte Rune.

Von Neuendorf aus führt eine Straße weiter nach Norden (durch den Bauch des Seepferdchens).

Es lohnt sich jedoch, den gepflasterten Weg auch einmal zu verlassen - denn weiter westlich gibt es eine Heide. Das ist eine wunderschöne und sehr violette Landschaftsform. Der Boden dort ist sehr sandig, und im Spätsommer blüht das Heidekraut. Manchmal, wenn der Pfad im Gebüsch verschwand, dachte ich, die Heide sei vorbei - doch dann landeten wir jedes Mal auf einer noch größeren Heidefläche!

Aber Vorsicht! Hiddensee ist auch eine Insel der Kreuzottern. Warnschilder weisen überall auf die ollen Giftschlangen hin. Einmal habe ich tatsächlich im hohen Gras etwas Schwarzes, Schlängelndes beobachtet, das sich rasch von den trampelnden Menschen entfernte...
Auf den Straßen liegen auch einige Kreuzottern herum, die sind jedoch zu platt zum Beißen.

Ansonsten besteht die Fauna von Hiddensee aus Mücken, Schafen, kleinen Vögeln...

...und Riesentausendfüßler-Bänken.

Der zweite größere Ort heißt Vitte. Dort stehen dreistöckige Häuser - auf Hiddensee sind das quasi Wolkenkratzer.

Die Rad- und Wanderwege verlaufen oft auf Dämmen. Durch die Insel zieht sich so ein Netz aus kleinen Dammwegen.
Und schon sind wir im dritten Ort: Kloster.

Eigentlich ist auf der Insel alles so schick und weiß, da passt dieses Gebäude so gar nicht dazu.

Die ansässige Gastronomie bietet natürlich vor allem Fisch an. Es gibt zum Beispiel eine Inselpizza, die mit mehrere Fischsorten belegt ist.

Noch ein Stück weiter nördlich (auf dem Kopf des Seepferdchens) wird es auf einmal hügelig. Hier steht ein zweiter Leuchtturm. Der ist ein ganzes Stück größer als der im Süden. 1998 ging hier der letzte Leuchtturmwärter Deutschlands in Rente.

An diesem versteckten Plätzchen in der Nähe des Turms kann man neben der traumhaften Aussicht auch völlige Ruhe genießen - nur in der Ferne plätschert das Wasser ganz leise.

Ganz oben im Norden endet der Radweg.

Von da aus sind wir zum Strand hinuntergegangen. Der Stock im Hintergrund markiert den nördlichsten Punkt der Insel.

Aber es geht noch weiter: Auch im Norden liegt eine Gellen-Halbinsel, die sich in zwei Hälften teilt (die Schnauze des Seepferdchens) und von zahlreichen Vogelarten bewohnt wird.

Auf der einen Seite (dem Unterkiefer des Seepferdchens) darf man wandern, wenn man den Pfad nicht verlässt. Letzteres ist auch nicht zu empfehlen, es sei denn, man tritt gern im hohen Gras auf eine Kreuzotter.

Am Ende des Pfades steht eine Aussichtsplattform - und wieder ein Holzzaun, der das Naturschutzgebiet begrenzt. Und schon haben wir die ganze Insel der Länge nach von unten nach oben durchquert.

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