NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Freitag, 2. August 2019

Von Stora Hammar nach Malmö

Am nächsten Morgen erschien uns unsere regennasse Wiese als eher ungemütlicher Ort für ein Frühstück. Wir fuhren also erstmal ein Stückchen in der Hoffnung, einen Rastplatz zu finden. Gestern hatte es viele gegeben, aber heute kam natürlich keiner. Dafür kam eine superschicke Bushaltestelle mit Fahrradständer, Mülleimer und Bank. Nun, dann essen wir eben hier. Nein danke, Herr Busfahrer, wir wollen nicht einsteigen, Sie können weiterfahren!

Mittlerweile befanden wir uns wieder auf dem Sydkustleden, und heute wollten wir ihm brav folgen. Belohnt wurden wir mit vielen Radwegen und Halbschranken.

An dieser Baustelle werden die Radfahrer mittels orangefarbener Pfeile auf einen beträchtlichen Umweg durch verschiedene Nebenstraßen umgeleitet. Wenn irgendein Witzbold einen dieser Pfeile umdreht, wird der Umweg noch länger.

Auf einmal ritt uns ein blondes Mädchen auf einem Pferd entgegen, denn dort war unser Weg zugleich auch ein Reitweg. Woanders waren Rad- und Reitweg getrennt: Pippi Langstrumpf soll auf einen Streifen Kies nebenan ausweichen, anstatt uns Pferdeäpfel vor die Reifen zu setzen.
Der Weg führte nicht direkt am Meer entlang. Die Straßen, die zur Ostsee führen, sind alles Sackgassen und enden an irgendwelchen einsamen Gehöften.

Ich dachte erst, das hier wäre ein Rathaus. Ein folkets hus (Volkshaus) ist jedoch ein ehemaliges Zentrum der Arbeiterbewegung.

Wieder ans Wasser konnten wir erst wieder in Bunkeflostrand. Der Name klingt irgendwie nach einem grauen Militärlager am Meer. Tatsächlich ist es jedoch ein gepflegter Vorort, wo die Häuser laut einigen Schildern gut aufeinander aufpassen.

Dahinter führt der Weg auf und ab durch die Dünen. Er macht einen großen Bogen um ein sumpfiges, schönes Naturschutzgebiet. Die Ostsee geht in den Öresund über und wird immer enger. Am anderen Ufer taucht die dänische Küste auf. Auch die Hochhäuser von Kopenhagen sind schon zu erkennen.

Wir fuhren zunächst unter der Brücke durch, auf der wir später nach drüben gelangen sollten.

Auf der anderen Seite der Brücke hatten wir wenig Lust, noch einmal so einen großen Bogen rauf und runter zu fahren. Stattdessen blieben wir am Wasser, obwohl der Weg dort nicht so gut war. Irgendwann war er dann überhaupt nicht gut und wir schoben die Räder eine Etage höher, ob wir unterm Strich also wirklich Energie gespart haben, ist höchst fraglich.

Die ersten Vororte von Malmö bestehen aus Segelschiffen, Baustellen, Kies und modernen Gebäuden.

Bevor wir ins richtige Zentrum kamen, hatten wir noch einen großen Park zu durchqueren. Aber da hinten ist dann wirklich die Stadt! Diesen Wolkenkratzer hatten wir doch schon gestern Abend in der Ferne gesehen.

In Malmö verzichteten wir auf all die Schleifen um die Hafenbecken, auf die uns der Sydkustleden leiten wollte. Wir radelten geradeaus durch die Stadt und kamen am Schloss Malmöhus vorbei. Es ist von einem Wassergraben umgeben, hat eine eigene Mühle und bildet einen seltsamen Gegensatz zu den modernen Gebäuden.
An der Backsteinwand erkannten wir Spuren, als wäre da eine angrenzende Mauer abgerissen worden. Früher stand da nämlich ein Kastell, das Malmö schützen und Zoll eintreiben sollte. Das ließ Erich von Pommern, der König von Dänemark, Schweden und Norwegen, 1434 bauen.

1534 kam dann Christian III., der König von Dänemark (ja, die haben in Skandinavien auch ständig hin- und hererbobert) auf die Idee, das Ding zu einem gemütlichen Einfamilienhaus für Adlige umzubauen. Heute sieht der hintere Teil gar nicht so alt aus. Da ist ein Museum drin.

Vor dem Schloss stehen Wächter, die ihr Handwerk offenbar in England gelernt haben: Sie bewegen sich nicht, gucken streng und lassen sich widerstandslos fotografieren. In ihren Schlapphüten sehen sie vielleicht etwas weniger würdevoll aus, aber (Spoileralarm) das Stillstehen haben sie wesentlich besser drauf als ihre Kollegen drüben in Kopenhagen.

Können Sie dieses extrem komplizierte Labyrinth passieren? Dabei gibt es eine Regel, die es ein bisschen (aber wirklich nur ein bisschen) schwieriger macht: Sie dürfen nicht links abbiegen.

Und weiter geht es schnurgeradeaus in die schöne Altstadt.

In der Fußgängerzone laufen lustige Musikantenstatuen zwischen den Geschäften herum.

Wer noch mehr einkaufen will, muss sich eine Bahnstation vom Zentrum entfernen. Dort steht das Triangeln. Das ist kein Musikgeschäft für Kindergartenkinder, sondern das größte Einkaufszentrum Skandinaviens. Ich bin wirklich kein Fan davon, zum Einkaufen an fremde Orte zu fahren, aber ich muss gestehen, dass mich dieses außergewöhnliche Gebäude ziemlich beeindruckt hat. Es hat drei gläserne Seiten in verschiedenen Farben.

In der grünen Ecke wachsen Pflanzen, in der blauen plätschern Wasserfälle und in der gelben... naja, die ist halt gelb. Da scheint die Sonne rein oder so.
Abgesehen von dieser faszinierenden Architektur gibt es hier auch noch eine Ben-&-Jerrys-Eisdiele, gemütliche Sitzgelegenheiten und kostenlose Toiletten, wo jeder in seiner Kabine ein eigenes Waschbecken hat. Das ganze Gebäude ist enorm großzügig. Man vertraut wohl darauf, dass die Leute genug Geld in den Geschäften lassen, als dass man ihnen noch welches fürs Pinkeln abknöpfen müsse. Tja, ich habe jedenfalls welches in der Eisdiele gelassen. Eigentlich sogar ziemlich viel. Was mich angeht, ist das Konzept wohl ausreichend aufgegangen.

Der Sackbahnhof von Malmö ist auch ein durchdachtes Gebäude: In kaum einem Bahnhof bin ich mit dem Fahrrad so angenehm zum Gleis gekommen. Dabei war Bahnsteig als einziger unterirdisch und damit am schwierigsten zu erreichen.
Damit wäre der schwedische Teil der Rostocker-Fähren-Tour auch schon zu Ende. Wir holten uns Fahrkarten, ein paar schwedische Zimtschnecken und stiegen ein ins nächste Land.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen