NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Montag, 5. August 2019

Von Kopenhagen nach Køge

Der Kanal namens Inderhavnen wird breiter und nennt sich Kalveboderne. Der Wind peitscht dieses große Gewässer auf. Deswegen waren dort Windsurfer unterwegs.
Am Ufer ziehen sich ein Radweg und eine Autobahn entlang. Dort erfuhren wir, warum die meisten Leute diese Tour in die entgegengesetzte Richtung fahren: Gegenwind. Alles hatte ich bei der Planung bedacht, nur nicht den Wind.


Autobahn und Radweg führen auf einer großen Brücke über den Kalveboderne. Der geht nun in die Ostsee über. Daneben erhebt sich ein gewaltiges Kraftwerk. Nun verabschieden wir uns endgültig von der Insel Amager und bleiben eine ganze Weile auf Seeland, Dänemarks zweitgrößter Insel.


Die Ostsee hat einige Halbinseln. Fußgängerbrücken verbinden sie in regelmäßigen Abständen mit dem Festland. Unsere Karte wollte uns auf die erste Halbinsel leiten, aber wir folgten lieber den Schildern, denn auf dem Festland waren die Wege asphaltiert.


Auf der zweiten Halbinsel dann aber auch.
Am Wegesrand tauchten einige seltsame Objekte auf, die Käfigen ähnelten. Wir rätselten, was es damit auf sich hat, bis wir an einem Museum für moderne Kunst vorbeifuhren. Das sollte die Frage beantworten.


An der Küste liegen lauter Orte, die auf Strand, Landeplats oder (das ist etwas seltener) Havn enden. Das hier ist beispielswiese Hundige Strand. Der Ort namens Hundige liegt ein Stück weiter im Binnenland. Allerdings ist das Zentrum ohne Strand nicht zwangsläufig größer als der dazugehörige Ortsteil am Meer.
Jersie Strand, Karlstrup Strand, Karlsunde Strand, Solrød Strand… auf dieser Tagesetappe gab es jede Menge Strand auf den Ortsschildern, aber gar nicht so viel am Wasser. Der Streifen Sand ist relativ schmal. Um ins Wasser zu kommen, muss man noch einen Gürtel aus Strandhafer und eine Schicht angespülter, stinkender Algen durchqueren. Darauf verzichteten wir dankend.


Acht Kilometer nördlich der Küste befindet sich der Stadtteil Albertslund. Hier steht das Vridsløselille Staatsgefängnis. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Gefangenen hier nach dem Philadelphia-System eingesperrt, das heute ziemlich befremdlich erscheint. Sie durften keinen Kontakt mit anderen Gefangenen haben, damit sie nicht deren schädlichen Einflüssen ausgesetzt waren. Wenn sie ihre Zelle verließen, mussten sie eine Maske tragen.
Die Olsenbanden-Filme beginnen und enden immer vor diesem Gefängnis, in dem Egon Olsen seine Haft absitzt und sich glücklich schätzen kann, dass das Philadelphia-System längst abgeschafft ist, sonst könnte er von seinem Zellengefährten keine Informationen für einen neuen Plan erhalten. Den Filmen zu Ehren wurde der Weg vor dem Gefängnis in Egon Olsens Vej umbenannt.
2016 wurde das Gefängnis geschlossen, die Gefangenen auf die Insel Falster verlegt. Später wurden dort Asylbewerber einquartiert.


Die restliche Strecke ist ziemlich eintönig. Es geht immerzu auf einem Radweg an derselben Straße entlang um die Køge Bugt (Køger Bucht). Später zeigte uns die Karte noch einen anderen Weg durchs Hinterland. Der war jedoch länger und hatte viele Steigungen, deshalb hatten wir da auch nicht so Lust drauf.
An der Straße stehen ein gemütliches Bio-Cafe, ein paar Geschäfte, eine moderne Strandkirche und extrem viele Frisöre. Aber ein richtiges Stadtzentrum haben wir nicht durchquert. So richtig einladend ist diese Gegend nicht. Ich hoffe, die Kopenhagener haben noch eine schönere Ecke, wo sie zum Strand fahren können.
 

An einem Kreisverkehr sahen wir ein Fort und mehrere identische blaue Radler im selben Anstand - ein Fehler in der Matrix? Meistens war auf dem Radweg nicht viel los, nur ab und zu überholte uns ein Turbo-Rennradfahrer. Nervig wurde es, wenn eine nicht enden wollende Motorrad-Gang vorbeiknatterte.


Und als diese seltsame motorisierte Kiste mich überholte, habe ich mich wirklich erschrocken. Ist die nicht etwas zu breit für den Radweg?


Die Straße um die Køger Bucht ist also nicht schön, aber immerhin führt sie zu einem sehr schönen Städtchen namens Køge. Es hat breite Straßen mit Fachwerkhäusern und einen Dönermann, welcher als ungefähr einzige Person in Dänemark überhaupt kein Englisch spricht.

Ein Vorteil an Køge ist auch, dass wir ganz schnell aus der Stadt rausfahren konnten zack, schon waren wir in einer wunderschönen Dünenlandschaft neben einem Nadelwald. Dort haben wir auf einem Campingplatz übernachtet. Der liegt so dicht an der Stadt, dass wir abends noch durch die Køger Straßen spazieren konnten.


Viele Häuser haben diese typische Farbe, das dänische Gelb.

Auf dem Marktplatz steht die Statue eines Königs namens Frederik VII., der als "Freund des Volkes" und "Geber des Grundgesetzes" gepriesen wird, wenn ich die dänische Aufschrift richtig verstanden habe. Klingt wirklich ganz sympathisch für einen König.

Die Køger sind wohl auch irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass ihre Stadt ziemlich schön ist, und haben sie im Miniaturformat nachgebaut. Das Ergebnis ist eine Miniby (Mini-Stadt), die leider schon um 16 Uhr schließt. Tja, man kann sie auch über den Zaun ganz gut bewundern.

Auch der Strand kann schon eher mit unseren Mecklenburger Stränden mithalten. Hier sind wir Abends noch ein bisschen geschwommen. Das Wasser ist ziemlich flach. In der Ferne geht die geschwungene Køger Bucht zu Ende, das Land wird allmählich hügeliger und die Küste höher. Morgen sehen wir, was es damit auf sich hat.

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