NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Donnerstag, 8. August 2019

Von Præstø nach Stege

Es liegen noch weitere Schlösser an unserem Radweg. Die sind aber nicht so imposant wie das in Vallø, es handelt sich eher um Gutshöfe. Anders gesagt: In Vallø gab es ein großes Schloss mit kleinen Ställen daneben. Bei den anderen Schlössern gab es ein kleines Schloss mit großen Ställen.
Im Schloss Nysø befindet sich ein Kunstmuseum, aber auch die einzigen Kühe in enger Stallhaltung, die wir auf dieser Tour gesehen haben. Überall sonst standen die Kühe draußen auf der Wiese.

Wir mussten ein bisschen suchen, bis wir den Weg zurück auf den Radweg gefunden hatten. Dann kamen wir an der Stadt Præstø am Præstø Fjord vorbei. Sie besteht aus gelben Häusern und Segelbooten.

Wie gestern führt der Weg im Zickzack zwischen Feldern und Dörfern im Binnenland hindurch, links und rechts und links und rechts... Aber: Die Landschaft ist mittlerweile richtig hügelig und die Steigungen sind nicht mehr so lächerlich wie gestern. Deswegen sind heute nur 33 Kilometer geplant. Die Reise sollte ja schön entspannt werden.
Auf den Nebenstraßen ist nur ab und zu mal ein Auto oder ein Traktor unterwegs.
Dänische Heuballen sind übrigens würfelförmig. Was man nicht alles lernt auf einer Reise!

Ein Schwarm Möwen saß auf einem leeren Feld und erinnerte uns daran, dass wir nicht weit vom Meer entfernt sind.

Auch dieses Schild weist darauf hin. Die rote Nummer 9 ist der dänische Ostseeradweg, die blaue Nr. 10 ist der europäische Ostseeküsten-Radweg und die blaue Nr. 7 der europäische Radweg vom Nordkap in Norwegen bis nach Malta.

Irgendwann gelangten wir auf eine schnurgerade Straße, die uns zum Wasser zurückführte, genau genommen zum Ulvsund. Und den werden wir gleich auf der Mønbro (Mønbrücke) überqueren. Hinter der Brücke heißt das Wasser dann nicht mehr Ulvsund, sondern Stege Bugt.
(Falls Sie schon immer mal Ihre eigene Insel haben, sollten Sie in die entgegengesetzte Richtung abbiegen und die nächste Brücke nehmen: Die Insel Langø steht aktuell komplett inklusive Gehöft zum Verkauf.)

Vorher kommen wir noch an Kalvehave vorbei. Dieses Kaff gibt schon einmal einen Vorgeschmack auf die Insel, die wir gleich entdecken werden. In der einzigen gastronomischen Einrichtung gibt es "no food". Das Angebot beschränkt sich auf Kaffee und Bier. Davon braucht man vermutlich eine Menge, um diesen Ort zu ertragen.

Nachdem wir mit Geldscheinen bezahlt hatten, auf denen haargenau diese Brücke abgebildet war, strampelten wir die Mønbrücke hinauf. Puh, dachten wir, gleich sind wir in der Mitte und können wieder runtersausen, huiii!
Doch als wir über den Scheitelpunkt der Brücke rollten, da pustete uns der Wind entgegen und es gab kein richtiges Hui, eher ein Hm. Wind und Schwerkraft bekämpften einander und wir wurden zu ihrem Spielball. Die Schwerkraft gewann, aber nur ganz, ganz langsam. So erreichten wir

Insel Nr. 4: Møn

Die Straße verläuft weiter nach Osten. Wir wollten die komplette Runde bis zum Ende von Møn und zurück fahren. Man kann es sich natürlich auch abkürzen und direkt nach Westen zur nächsten Insel radeln. Nur verpasst man dann den einzigen Grund, warum man Møn überhaupt besuchen sollte.
Einen Radweg gibt es an der Hauptstraße erstmal nicht. Vor jeder Ortschaft wird darauf hingewiesen, wie viele Bremsschwellen es darin gibt.
Wir haben mitgezählt: Bump, bump, bump - ja, es sind wirklich drei.

Nach einigen Kilometern passiert die Straße ein Industriegebiet und verläuft über eine kleinere Brücke. Die verbindet die Stege Bugt (Steger Bucht) mit dem Stege Nor (Steger Haff), das mitten in der Insel drin ist. Und hinter der Brücke kommt dann auch gleich Stege.

In diesem gemütlichen Inselhauptstädtchen gibt es alles Notwendige: einen Geldautomaten, eine Apotheke, einen Bäcker und ein Eiscafe. Gerade fand sogar irgendein Stadtfest in der Fußgängerzone statt, durch das wir am nächsten Morgen durchgefahren sind.
Wir kamen früh in Stege an, haben uns Eis gekauft und sind lange herumgeschlendert. Uns hat die Stadt wirklich gut gefallen. Eigentlich gibt es gegen Stege fast nichts Negatives zu sagen, außer: Es ist die Inselhauptstadt. Und wenn die Hauptstadt schon so klein ist, wie steht es dann um den Rest von Møn? (Zum Vergleich: Die Hauptstadt der letzten Insel war Kopenhagen.)

Stege liegt an zwei Gewässern, deren Ufer komplett unterschiedlich aussehen. Am Steger Haff liegt nur ein stiller Kiesweg für Fußgänger. An der Steger Bucht hingegen führt die Hauptstraße entlang, diese stark befahrene Promenade sieht beinahe amerikanisch aus. Laut unserer Karte fließt der Verkehr noch mitten durch die Stadt, doch die Steger haben ihn offenbar umgeleitet, um eine Fußgängerzone zu gewinnen. Dafür kann man natürlich schon mal eines der Ufer opfern. Irgendwo müssen die Autos ja hin.

Die Stadt ist ungefähr zur Hälfte von Wasser umschlossen. Der Rest wurde im Mittelalter durch einen Wall geschützt, auf dem wir einmal komplett langgewandert sind. In den Hecken der Stadt leben extrem viele Kreuzspinnen.
Das Mølleporten (Mühlentor) kommt ebenso wie die Kirche im Zebralook daher.

Aber selbst Stege ist mittlerweile ein bisschen zu groß, als dass es komplett in seine mittelalterlichen Grenzen passen würde. Ein Teil der Stadt befindet sich außerhalb des Walls, darunter auch der Campingplatz. Er liegt trotzdem total dicht am Stadtzentrum. (Daran sieht man, wie klein Stege ist.)
Die Rezeption auf dem Zeltplatz ist genau eine Stunde am Tag geöffnet, nämlich von 20 bis 21 Uhr. Der Platz hat nämlich ein interessantes Konzept, das wir erst nach sorgfältiger Lektüre der Aushänge begriffen. "Sie sind frei, sich einen Platz zu suchen und ihr Zelt aufzuschlagen.", stand dort. "Ich werde sie finden." (Selten klang dieser Satz so wenig bedrohlich.) Die Eigentümerin schaut wirklich nur einmal am Tag für eine Stunde (oder sogar weniger) vorbei und kassiert alle ab. Eine interessante Möglichkeit, so einen Platz günstig zu betreiben. Entsprechend preiswert war die Übernachtung.

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