NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Donnerstag, 1. August 2019

Von Trelleborg nach Stora Hammar

In Rostock fahren zwei Fähren in fremde Länder, eine nach Schweden und eine nach Dänemark. Nicht wenige Rostocker fahren deshalb die... ich nenne sie mal Rostocker-Fähren-Tour. Das heißt, es geht mit der einen Fähre hin und der anderen zurück, die Strecke dazwischen wird geradelt. Manche legen die Strecke in vier Tagen zurück. Wir wollten uns etwas mehr Zeit nehmen und die Ostseeküste mit all ihren Schnörkeln (naja, oder zumindest mit vielen) erkunden - unsere erste lange Ostseetour.
Die Schwedenfähre legt nach sechs Stunden Fahrt bei den Backsteintürmen von Trelleborg an. Um 13:30 fuhren wir mit einigen LKWs von einer Rampe herunter und suchten einen Ausgang aus dem Labyrinth des Hafens.

Eine trelle ist ein großes flaches Holzstück. Aus solchen Dingern wurde zur Zeit des Wikingerkönigs Harald Blauzahn (nach dem auch Bluetooth benannt wurde) hier eine Burg zusammengezimmert, wobei als Nebenprodukt der Name Trelleborg entstand. Ein Nachbau der Burg steht in der Stadt herum.

Ansonsten ist Trelleborg eine unauffällige Stadt aus Backstein.


Aber hej, wir sind definitiv in Schweden! Nur eben in nicht in Schwedens attraktivster Ecke.

Unser Weg folgt der Hauptstraße am Meer. Dort stehen Palmen, weil Trelleborg ja so weit im Süden liegt, zumindest aus schwedischer Sicht.
Natürlich kann die Ostsee nicht überall so schön sein wie in Mecklenburg, aber in Trelleborg begrüßte uns das Meer auf sehr unschöne Weise. Am Ufer lag ein dicker Gürtel aus angespülten Algen, der stank. Ich kannte diesen Verwesungsgeruch zwar auch vom heimatlichen Strand, aber nur in Maßen und nicht in Massen.

Immerhin sah die Küste ganz schön aus. Nach einigen Kilometern verabschiedete sich die Straße und wir durchquerten so eine Art wunderschöne Dünenlandschaft, nur ohne Dünen. Die Gräser wachsen auf flachem, sumpfigem Boden. Darin verbergen sich Hügelgräber.

Ein paar Kilometer weiter im Hinterland steht noch eine Grabstätte namens Skegriedösen. Darin dösen Jungsteinzeitmenschen. Ein Schild stellt hohe Erwartungen an die Phantasie: Stellen Sie sich vor, sie wandeln auf einem alten Jägerpfad aus der Steinzeit und folgen einer rituellen Prozession... tja, schwer vorstellbar direkt neben einer Autobahn. Ohne die Bauarbeiten an der E6 wären die Überreste aber gar nicht entdeckt worden.

Für diesen Teil des Ostseeradwegs habe ich kein Kartenbuch gefunden. Der schwedische Ostseeküstenradweg endet nämlich schon in Ystad. Also habe ich mir ein paar Karten aus dem Internet geholt und wollte einfach dem Weg folgen, der am dichtesten am Meer entlangführt.
Vor Ort stellte ich dann fest: Es gibt doch einen Radweg. Er heißt Sydkustleden und trägt die Nummer drei. Eine Weile verlief er direkt am Meer, dann wollte er uns hinein ins Binnenland führen. Was nun? Wollen die Schweden uns damit bloß durch die Ortszentren leiten, um an uns zu verdienen? Bleiben wir damit überhaupt noch auf dem Bereich, den ich als Karte ausgedruckt habe? Und wie vollständig und zuverlässig ist die Beschilderung hier eigentlich?

Skeptisch blieben wir am Meer und gelangten auf eine sehr stark befahrene Straße. Der Sydkustleden hatte es wohl doch gut mit uns gemeint. Naja, zumindest war unser Weg kürzer.

Schwedische Kirchen sind ein bisschen schüchtern.

Die Orte entlang der Strecke sind dünn verteilt und haben meistens kein richtiges Zentrum und auch kaum Sehenswürdigkeiten. Nur ein Golfplatz und ein Bernsteinmuseum lagen in der Nähe zum Abzweig der Halbinsel Falsterbo.

Schließlich radelten wir durch mehrere zusammenhängende Ortschaften, die alle zur Kommune Vellinge gehören. Die letzte davon hieß Stora Hammar. Außerdem führte uns der Weg an erstaunlich vielen Schulen vorbei.

Am Ortsausgang entdeckten wir noch einen lächerlich kleinen Hügel, der bei Google mit dem stolzen Namen Kungshöjen (Königshöhe) eingezeichnet war.
Glücklicherweise hatte ich bei der Planung dieser Reise viel Puffer gelassen. Denn am ersten Tag bremste uns nach der aufwühlenden Fährüberfahrt unsere Gesundheit aus. (Der Ausflug auf die Halbinsel Falsterbo musste leider ausfallen, den habe ich später als Tagesausflug nachgeholt.) Stattdessen schlugen wir sehr früh, schon nach 20 Kilometern, unser Zelt auf und legten uns hinein.
In Schweden darf man theoretisch überall zelten, sogar auf Privatgrund, solange man 150 Meter Abstand zu Wohnhäusern hält. Direkt in Stora Hammar war das mit den 150 Metern natürlich nicht möglich, außerhalb der Orte ist der Abstand kein Problem. Allerdings besteht das Land größtenteils aus Straßen und Stoppelfeldern, und auf beidem lässt sich nicht sonderlich gut zelten. Am Rande eines Feldes entdeckten wir aber einen schönen breiten Rasenstreifen. Dort suchten wir uns einen Platz, der möglichst leise war, also von den beiden Straßen links und rechts ungefähr gleich weit entfernt.

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