NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Samstag, 28. August 2021

Von Snoghøj nach Fredericia

Es ist gut, dass ich nicht allein unterwegs bin. Meine Freundin bereichert diese Tour mit Ideen, auf die ich gar nicht gekommen wäre. "Lass uns doch mal Eier kaufen und Rührei zum Frühstück machen!"
"Rohe Eier in der Fahrradtasche? Das überleben die doch nie."
Doch, die Eier haben es tatsächlich überstanden und das Rührei war phantastisch. Gewürzt wurde es mit Rosmarin und Regentropfen.


Anschließend gingen wir ein kalkuliertes Risiko ein und ließen unser altes Zelt auf dem Lagerplatz stehen. Morgen wollten wir zurückkehren und eine weitere Nacht darin verbringen.
Wir hatten also wirklich genug Zeit zum Rührei braten, schließlich mussten wir kein Zelt abbauen und hatten nur etwa fünf Kilometer zu fahren. Mit leichtem Gepäck folgten wir der Hauptverkehrsstraße nach Norden, durch Gewerbegebiete und Fastfood-Restaurants. Die Ostsee war nur einmal hinter einem Segelhafen zu sehen.
Klarer Fall, wir sind in ein richtiges Ballungszentrum eingedrungen: Das Städtedreieck Middelfart-Fredericia-Kolding am zentralen Knotenpunkt des Landes.
Dänemark besteht zur Hälfte aus Inseln und zur anderen Hälfte aus der Halbinsel Jütland. Über die Jütländer Jüten werden auf den Inseln manchmal Witze gemacht, weil sie so hinterwäldlerisch sein sollen. Auf Jütland wohnen die, die damals bei Kolding das Schild Nach Dänemark rechts abbiegen übersehen haben. Eigentlich Quatsch, wir haben auf den Inseln und auf Jütland sowohl urbane als auch ausgestorbene Regionen gesehen.

Definitiv zu einer urbanen Region gehört die Stadt Fredericia. Während der Reiseplanung ließ mich die Frage nicht los, wie ich diesen Namen richtig aussprechen soll. Also habe ich schließlich Google um eine Tonaufnahme gebeten, und heute hat die Durchsage der dänischen Bahn Google bestätigt: Der Name wird zu Frederischja zernuschelt.
Das Besondere an Fredericia ist, dass sie auf dem Reißbrett als Festungsstadt geplant wurde. Deshalb ähnelt sie sowohl Mannheim als auch dem italienischen Lucca. Eine Kombination, die seltsam klingt, aber eigentlich total Sinn ergibt. Was im Direktvergleich mit Lucca allerdings fehlt, ist Zirpen der Zikaden und das italienische Wetter. Das Wetter war wirklich alles andere als italienisch.
Wie in Lucca umschließt ein großer grüner Wall die Stadt. Das ist die am besten erhaltene Verteidigungsanlage in Nordeuropa. Eine Stadtmauer steckt da nicht drin, aber hier und da ragen schöne Bauwerke aus dem Gras. Wir kamen am dicken Weißen Wasserturm vorbei und gelangten dann durch ein elegantes gelbes Tor in die Stadt. Es trägt den bescheidenen Namen Danmarks Port.

Später entdeckten wir eine Mini-Version des Tores auf einem Spielplatz.


Ich wollte gern einen kleinen Spaziergang auf der Stadtbefestigung einlegen. Oben stellten wir überrascht fest, dass ein Teil des Walls direkt an die Ostsee grenzt. Bei diesen Regenwolken konnte der städtische Strand niemanden in die Ostsee locken, auch uns nicht.
Diese Stelle ist unser Wendepunkt, weiter nach Norden sind wir nicht geradelt. Irgendwo da hinten (je nachdem, welcher Theorie man folgt) geht die graue Ostsee in die Nordsee über.

Von innen ähnelt die Stadt eher Mannheim, weil alle Straßen gleich große Quadrate bilden. Darin stehen erhabene Ziegelhäuser.

Der Regen hatte die nassen Straßen leergespült. Nur eine Ziege mit erstaunlich langen Beinen stakste zwischen den Quadraten herum.

Jetzt hatten auch wir genug vom Regen. Zum Glück beinhaltete unser Plan für den Rest des Tages keine weiteren Outdoor-Aktivitäten. Am Bahnhof schlossen wir unsere Räder an und stiegen in einen Zug nach Vejle, wo ein Bus weiterfuhr. Eine Stunde später standen wir im Städtchen Billund. Hier werden die weltberühmten Legosteine hergestellt. Und weil die völlig zu Recht ein unglaublich beliebtes Spielzeug sind, ist Billund eine einzige Erlebnisstadt. Aus diesen Steinen wurde das Legoland erbaut, eine Kombination aus Miniaturstadt und Freizeitpark (und teurer als beides zusammen). Während die Achterbahnen eher harmlos sind, kommt an diese einzigartige Gestaltung kein anderer Freizeitpark heran. Und das ist noch nicht alles, im Ferienpark Lalandia steht auch noch der beste (und teuerste) Wasserpark Dänemarks. Nebenan fliegen Flugzeuge aus der halben Welt Dänemarks zweitgrößten Flughafen an.

Das liegt natürlich alles gar nicht an der Ostsee. Ich dachte mir, wenn die im Legoland so viele dänische Orte aus Lego nachgebaut haben, könnte ich doch mal ein schönes Bild zeigen, wie die Ostsee im Legoland dargestellt wird. Das war aber gar nicht so einfach: Während die dänische Nordsee ausgesprochen authentisch mit echtem Strandsand und Strandhafer nachgestellt wurde, war das einzige Stück Ostsee (mehr oder weniger), das ich finden konnte, der Kopenhagener Nyhavn.

Auch die Olsenbande marschiert durch das Legoland. Früher waren auch Szenen aus Star Wars zu sehen, aber seit Disney dem Legoland die Rechte entzogen hat, ist die Olsenbande als einzige Filmreihe vertreten.

In Billund hatten wir uns ein Zimmer gemietet. Am nächsten Abend kehrten wir zurück zum Bahnhof Fredericia und radelten die wenigen Kilometer zurück zum Zelt. Es stand völlig unberührt da - wenig überraschend. Das Wetter war noch immer sehr nass, vermutlich hatte sich in der Zwischenzeit überhaupt niemand auf dem Platz aufgehalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen