NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Montag, 23. August 2021

Von Langø nach Rantzausminde

Am nächsten Morgen standen wir hoffnungsvoll-griesgrämig an der Bushaltestelle. Ich war noch nie mit einem dänischen Bus gefahren. Der Ersteindruck war super: Dänische Busfahrpläne sind die verständlichsten der Welt. Der Zweiteindruck auch: Der Bus rauschte pünktlich um 9:02 herbei und der Fahrer war wirklich bemerkenswert freundlich, wenn man bedenkt, dass wir seinen Bus mit zwei über und über bepackten Rädern verstopften, für die das Fahrzeug definitiv nicht konstruiert war.
Etwas anders war dann der Dritteindruck: Als ich zum Bezahlen nach vorn ging, wollte der Busfahrer "No cash". Stattdessen sollten wir das Ticket über eine App kaufen. Das versuchten wir während der gesamten Fahrt, aber das Handynetz reichte nicht aus. Da ist die dänische Digitalisierung sich selbst zu weit vorausgeeilt. An diesem Morgen wurden wir unfreiwillig von Radfahrern zu Schwarzfahrern - was für ein Abstieg.
Eine halbe Stunde später setzte uns der Bus am Fjord in der Hafenstadt Nakskov ab.

Über Nakskov schreibt unser Reiseführer: Der spröde Charme des Städtchens wird mit jedem Schritt gefälliger. Das klingt nach einer krassen Beschönigung von Bitte, bitte bleibt noch ein bisschen, so hässlich ist es hier gar nicht.

Trotzdem stimmte es, die Stadt wurde wirklich immer gefälliger, da konnten wir gar nichts gegen machen. Das lag aber auch an den lieben Menschen. Genau wie Gedser hat Nakskov einen eckigen Kirchturm und einen runden Wasserturm. Hinter dem Kirchturm entdeckten wir die (laut Google) einzige Fahrradwerkstatt der Stadt, und die hatte gerade Ruhetag. Während ich noch das universale Dogma Montag Ruhetag verfluchte, bat meine Freundin zwei Dänen um Hilfe. Trotz sprachlicher Hindernisse schienen sie zu verstehen und malten kurzerhand mit dem Kugelschreiber mit einem Punkt in meine Karte. Der ist da heute noch drin und dürfte den Weiterverkaufswert nur steigern, denn er markiert die andere Werkstatt von Nakskov. Nach einem Fußmarsch in die Außenbezirke der Stadt standen wir vor unserem ersten Fri Bike Shop. Das ist eine Kette von Fahrradläden. Jede größere Stadt in Dänemark hat einen, und im Laufe unserer Tour sollten wir jeden einzelnen davon kennenlernen. Doch keiner davon konnte uns mit seiner Kompetenz so sehr überzeugen wie der in Nakskov. Der bärtige Verkäufer schaute sich das Rad kurz an, probierte herum, schraubte die Gangschaltung schließlich auf und ersetzte das zerbrochene rote Teil durch ein anderes. Fertig, macht sieben Euro. In zehn Minuten hatte er mal eben locker einen Defekt beseitigt, von dem wir dachten, er würde unsere Tour beenden. Wow!

Völlig überrascht verließen wir den Laden. Wohin jetzt? Zum offiziellen Radweg hätten wir ein ganzes Stück zurückfahren müssen, also blieben wir einfach an der Straße und nahmen den direkten Weg zur Fähre. Unterwegs beobachteten wir, wie Stoppelfelder abgeflämmt wurden.

Blitzschnell erreichten wir die Fähre Langelandslinjen - eine Stunde zu früh. Ich hatte diese Fahrt bereits gebucht, denn diesen Sommer hatte die Fährlinie ein besonderes Angebot: Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer mit Behindertenausweis fahren kostenlos. Finanziert wird das vom dänischen Corona-Aufbauprogramm, um den Tourismus wieder anzukurbeln. Einfach gratis einsteigen kann man aber nicht, so leicht ist das ja nie mit diesen Angeboten: Man muss vorher buchen, per Kreditkarte zahlen und nur, wenn man vor Ort wirklich eincheckt und losfährt, wandert das Geld zurück aufs Konto.
Dass ich erst eine Stunde später gebucht hatte, machte aber nichts: Die Dame am Schalter buchte uns einfach schnell um und wir durften noch auf die 11-Uhr-Fähre drauf. Ein Glück, denn das Dorf Tårs, wo der Hafen liegt, ist sogar noch kleiner als Gedser.

Eine Fähre wie diese habe ich noch nicht gesehen. Sie sieht aus, als hätte man ein dickes Scandlines-Schiff mit einer kleinen Gierseilfähre über die Weser gekreuzt. Sprich: Das Fahrzeugdeck ist teilweise offen, teilweise ragt aber auch ein Gebäude darüber auf. Wir stiegen nach oben und gönnten uns im Restaurant eine Tasse besonders guten Fairtrade-Kaffee (meine Freundin) bzw. Tee (ich), dazu eine Portion besonders stark versalzene Pommes. Auf der Bank gegenüber saß ein älteres dänisches Ehepaar. Viele Leute haben sich unterwegs neugierig nach unserer Reise erkundigt, und wir haben stets geantwortet, mussten dann aber irgendwann weiter. Diesmal aber hatten wir 45 Minuten Zeit für ein ausgiebiges Gespräch, und dabei hatten wir natürlich auch viele Rückfragen über Dänemark. Unter anderem erfuhren wir, dass
  • die deutsche Sprache für die Dänen nicht seltsam oder exotisch, sondern ganz normal klingt.
  • wir an jeder Dorfkirche Toiletten und Wasser finden würden.
  • die Dänen wirklich so glücklich sind, wie unser Eindruck und diverse Studien nahelagen. " Wir haben ja auch Grund dazu, uns geht es gut."
Nach einer Dreiviertelstunde legte die Fähre in Spodsbjerg an. Es besteht aus weißen Ferienhäusern und liegt auf

Insel Nr. 9: Langeland

Ein flüchtiger Blick auf die Karte verrät, dass die Insel ihren Namen zu Recht trägt. Sie ist sehr lang, was uns aber egal sein konnte - wir wollten ja nur die schmale Seite durchqueren, also der Breite nach. Und weil die Insel nicht Breiteland heißt, dauerte das bloß eine Stunde.

Langeland wurde im Mittelalter der etwas sperrige Spitzname Insel mit 15 Mühlen, 15 Strolchen und 15 Kirchspielen verpasst. Strolche sind uns hier nicht begegnet (nur Sträucher), und aus den 15 Mühlen wurden inzwischen 1 Mühle und mindestens 14 Windkraftwerke. Hinzu kommen ein paar seltsame Straßen mit Mühlennamen. Die heißen übersetzt "Mühlenhaube" oder "Mahlgang".
Mit heiler Gangschaltung, guten Ratschlägen und trotz Panne sogar eine Stunde früher als geplant hatten wir es hierher geschafft - wow! Dieser Erfolg verlieh uns Flügel und half uns über die Hügel.

Davon gab es eine Menge. Wir merkten gleich: Das hier ist ein ganz anderer Teil Dänemarks. Lollands platte Weiten, wo Deiche die höchsten Erhebungen darstellen, waren verschwunden. Stattdessen schlängelten wir uns zwischen Hügel, Hecken, Häuser und Hohlwegen hindurch. Da reicht der Blick zwar nicht so weit, aber diese Landschaft hat ihren eigenen Reiz. Auf jeden Fall waren wir schön windgeschützt.

Vor allem in diesem Buschtunnel, der das Finale der Langeland-Strecke darstellt.

Am Ende erwartete uns die bisher schönste und lebendigste Stadt auf dieser Reise. Ganz klar: Dieser Teil Dänemarks ist nicht nur hügeliger, sondern auch dichter besiedelt.
Rudkøbing ist Langelands Inselhauptstadt und wird bevölkert von vielen Menschen und großen Schmetterlingen. Die hängen immer wieder an Wäscheleinen über der Straße. Irgendwann entdeckten wir eine Schmetterlingsgalerie, aus der diese bunten Kunstwerke entflogen sein mussten.
Ich hatte mir überlegt, das kostenlose Inselmuseum aufzusuchen. Die raffinierte Überlegung dahinter war: Falls da drin alles nur auf Dänisch sein sollte, haben wir zumindest nicht sinnlos Geld ausgegeben. Clever, aber vergeblich, denn das Museum war in irgendeine andere Straße umgezogen, die wir partout nicht fanden.
Dafür machten wir im Supermarkt eine andere Entdeckung. Ich brauchte etwas Kühles zu trinken und kaufte spontan dänischen Trinkjogurt namens Skyr. Wir probierten beide einen Schluck, und für den Rest der Dänemarktour hatten wir immer mindestens eine Packung dabei. Das Zeug war einfach optimal: Wann immer wir Hunger und Durst zugleich verspürten, nahmen wir einfach einen Schluck von diesem Proteinzeug. Die Sorte mit Kokosgeschmack hat so gut geschmeckt, dass wir gar keine andere probiert hatten.

Am Ende unserer Stadtrundfahrt entdeckte ich noch die dänische Version des Goldenen Gässchens von Prag.

Am Hafen von Rudøbing ist eine große Kleiderbügel-Brücke zu sehen. Da wollten wir jetzt rüber. 

Durch Dünenpflanzen radelten wir die Auffahrt hinauf.
Auf der Brücke wiederum hatten wir einen tollen Blick über die Stadt. Hinter der Altstadt ragt die Lindelse Mølle in die Höhe, Langelands älteste und letzte Windmühle.

Der große Brückenbogen wird von überraschend dünnen Stahlstangen gestützt - erstaunlich, dass die das tragen können. Neben diesen blauen Stäbchen fuhren wir weiter zur

Insel Nr. 10: Siø

Das ist eine dieser Mini-Inseln, die eigentlich nur die Straße von unten stützen, bis die nächste Brücke kommt. Und ein bisschen Landwirtschaft ist auch mit drauf.

Die folgende Brücke ist zwar ähnlich lang und besteht aus dem selben grauen Beton, aber sie wirkte trotzdem ganz anders. Die Schiffe können ja gleich nebenan durchfahren, deshalb ragt diese Brücke nicht so weit in die Höhe. Das macht sie weniger beeindruckend, dafür aber auch weniger anstrengend. Dann folgt

Insel Nr. 11: Tåsinge

Diese Insel war immerhin groß genug, dass wir die laute Hauptstraße verlassen konnten. Zwar hatte die Hauptstraße die ganze Zeit einen Radweg, aber auf Dauer war der Lärm doch anstrengend. Ein paar schattige Waldstraßen und stille Buchten, wo nur alle zehn Minuten ein Auto vorbeifährt, erschienen uns deutlich attraktiver.

In der Mitte von Tåsinge erhebt sich die weiße Kirche von Landet. Für den Rest des Tages hat sie uns ständig begleitet, denn wir haben sie im großen Abstand umrundet.
Zum anderen berühmten Bauwerk der Insel haben wir nicht so viel Abstand gehalten. Im Gegenteil: Wir rasten genau darauf zu. Ist da vorne etwa eine Sackgasse?

Nein, die Straße führt mitten durch ein Schloss. Valdemars Slot, um genau zu sein. Prinz Valdemar war ein Sohn des Königs und bekam aufgrund dieses kleinen Geburtsvorteils von seinem Vater dieses bescheidene Einfamilienhaus geschenkt, als er seine Frau Kirsten Munk (klingt mehr nach einer SPD-Bürgermeisterin als nach einer Prinzessin) heiratete. Im Backsteingebäude links im Bild haben die gewohnt.

Die Diener lebten in den niedrigen Häusern hinter dem groß geratenen Gartenteich.
Tåsinge ist eine Insel der entgegengesetzten Liebesgeschichten. Auf dem Schloss genossen Valdemar und Kirsten das Leben. Im Wald dagegen erschossen sich ein schwedischer Leutnant und eine Zirkuskünstlerin, weil sie nicht zusammensein durften. Das war allerdings schon Ende des 19. Jahrhunderts, also ziemlich weit in der Moderne. Was nicht heißt, dass die Leute mehr Toleranz für das Paar aufbrachten, sondern nur, dass ihnen neben ihren Familien auch noch die moderne Klatschpresse das Leben zur Hölle machte. Klingt nach dem schlimmstmöglichen Zeitraum für eine tragische Liebe.

Nach und nach tauchten immer mehr Segelboote und Häuser am Wegesrand auf. Mir fiel besonders ein rundes Wohnmobil in dänischem Gelb auf, das in einer Einfahrt parkte und dem berühmten gelben U-Boot der Beatles ähnelte.
Das sah alles nach dem Randgebiet einer Großstadt aus. Und es liegt tatsächlich eine Großstadt in der Nähe, allerdings erst auf der nächsten Insel.

Vorher mussten wir noch über die nervigste Brücke des Tages.
Als wir der Hauptstraße über die letzte Brücke folgen wollten, versperrte ein Schild den Radweg. Darauf stand irgendwas Dänisches, das ich nicht verstand. Wir versuchten, uns an einer späteren Einmündung einzufädeln - wieder dieses Schild. Egal, dann fahren wir jetzt daran vorbei. Wo sollen wir denn sonst fahren?
Erst als wir uns mitten über dem Svendborgsund befanden, blockierte plötzlich eine kurze Baustelle den Radweg. Wahrscheinlich stand auf dem Schild Bitte Radweg auf der gegenüberliegenden Seite benutzen oder so, dafür hätten wir allerdings einen ganz schönen Umweg machen müssen. Die Straße komplett zu überqueren, war an dieser Stelle zu riskant, auf Zurückfahren hatten wir auch keine Lust, also fädelten wir uns für einige Meter in den dichten Verkehr ein. Erschöpft kamen wir an auf

Insel Nr. 12: Fyn (unnötige Eindeutschung: Fünen)

Das ist Dänemarks drittgrößte Insel und die einzige, deren Hauptstadt wir nicht sehen. Die Metropole Odense liegt weit im Norden, wir radeln im Süden entlang. Dafür breitete sich jedoch rechts von uns die zweitgrößte Stadt von Fyn aus: Svendborg. Während wir dem Zentrum entgegenradelten, wurden die Straßen wurde immer schmaler, die Häuser immer bunter und die Bürgersteige immer voller. Mit diesen zarten Farben sieht Svendborg schon irgendwie edel aus.

So gelangten wir in ein Netz schmaler Fußgängerzonen. Wenn wir schon mal hier sind, sollten wir das auch nutzen, dachten wir uns, und setzten uns mit zwei Eisschokoladen vor eine Konditorei. Wie so oft wurden wir, kaum hatten wir ein paar Worte auf Englisch gesagt, in gebrochenem Deutsch angesprochen: Viele ältere Dänen sprechen mehr Deutsch als Englisch. Der einzige Grund, warum ich die Leute nicht gleich auf Deutsch anspreche, ist, dass es ziemlich arrogant wirkt, einfach zu erwarten, dass jemand die eigene Muttersprache spricht. Nach einigen Tagen versuchte ich dieses Problem zu lösen, indem ich jeder Interaktion die Frage "Deutsch or English?" voranstellte. Das war aber ein bisschen umständlich und wurde auch nicht immer richtig verstanden.

In unseren Händen schmolzen die Nougatriegel, um uns herum tobte das Großstadtleben. Kinder tobten, Babys weinten, Shoppingqueens eilten geschäftig vorbei und ein betrunkener Däne versuchte uns auf Dänisch irgendetwas unglaublich Wichtiges zu erklären. Ich bin zwar froh, dass wir diese Geräuschkulisse nicht während der gesamten Tour hatten. Aber es ist doch schön zu wissen, dass es in Dänemark so etwas auch außerhalb von Kopenhagen gibt.

Anschließend benötigten wir eine Toilette. Also beschlossen wir, den Hinweis bezüglich der Kirchenklos von dem freundlichen Paar auf der Fähre auszuprobieren. Eine Kirche machte mit einem Glockenspiel auf sich aufmerksam, das eine sehr lange Melodie spielte. Doch als die schöne Musik verklang, hatten wir noch immer kein Klo gefunden. Hatte das Ehepaar etwa nicht die Wahrheit gesagt?
Nein, es war einfach so, dass wenige Meter entfernt die nächste Kirche lag und die Svendborger daher ein doppeltes Kirchenklo für unnötig hielten.

Im Inneren der Kirche spielte sich gerade ein Musterbeispiel interreligiöser Verständigung ab: Eine augenscheinlich muslimischen Familie lauschte neugierig, während ihr jemand erklärte, dass die Seefahrer einst Modelle ihrer Schiffe in der Kirche aufhängten, damit das Original wieder behütet den heimatlichen Hafen erreicht. Der Bau von Holzschiffen ist eine Spezialität der Svendborger, als Modell und auch im größeren Maßstab.
Weißes Gewölbe, Schiffe hängen der Decke, goldene Kanzel - von innen hätte man meinen können, diese Kirche steht in Rostock. Von außen hingegen sieht sie, kaum zu glauben, sogar noch schlichter als die norddeutschen Kirchen aus.

Jetzt wollten wir noch nach unten zum Hafen schauen. Dazu schoben wir uns die Gassen eines alten Kaufmannsviertels mit schiefen Fachwerkhäusern hinunter.
Plötzlich fuhr ein Zug der Deutschen Bahn vorbei. Hier fährt Arriva - A DB Company. Dieser Ableger der DB taucht grundsätzlich immer dort auf, wo ich ihn am wenigsten erwarte.

Am Hafen entdeckten wir überraschenderweise noch eine weitere Insel. Sie heißt Fredriksø und sieht nicht ganz so schön aus wie der Rest der Stadt. In den alten Hafenspeichern haben die Svendborger ihr Theater und die restliche Kulturszene untergebracht. Über ein paar Bretter, die die Welt bedeuten, ist Fredriksø mit Fyn verbunden. Wir haben diese Bretter überquert und der Insel einen Besuch abgestattet. Nicht, weil wir ins Theater wollten, sondern hauptsächlich, weil wir dann auf sage und schreibe sechs Inseln an einem Tag besucht hatten.
Moment mal, steht da etwa eine Windmühle auf dem Hausdach? Ach nee, die ist auf dem Hügel dahinter, vergiss es.
Außerdem ist der Hafen von Svendborg der zentrale Knotenpunkt des dänischen Ostseeradwegs. Wer in die Fähre zur Insel Ærø steigt, gelangt auf einem kürzeren Weg nach Flensburg. Wir haben uns für die längere Nordroute entschieden. Und wer nach Norden radelt, gelangt auf anderem Wege nach Seeland. Außerdem steuern verschiedene Fähren die Mini-Inseln des Sydfynske Øhav (Südfünisches Inselmeer) an.

Bis zu unserem Nachtlager waren es noch ein paar Kilometer, unter der blöden Brücke von vorhin durch und immer geradeaus an der Straße entlang. Einmal kamen wir an einem Geschwindigkeitsmessgerät vorbei. Es zeigte 16 km/h an. Dann erschien auf dem Display eine Schnecke. Wir waren ihm offenbar zu langsam.

Es war höchste Zeit für ein bisschen Komfort, insbesondere eine heiße Dusche. Deshalb steuerten wir den Campingplatz von Kramnitze an. Dort wurden wir gefragt, ob wir passende Münzen für die Duschen und die Herdplatten umtauschen wollten. "Wir sind nicht so modern hier.", entschuldigte sich die Dame verlegen. Unsinn, so ein Oldschool-Campingplatz war genau unsere Kragenweite (auch, was den Preis anging)! Bewohnt wird der Platz von zahlreichen Wohnmobilurlaubern und Enten. Erstere beobachteten entzückt, wie letztere direkt an ihrem Vorzelt vorbeiwatschelten. Abends wurde der Campingplatz ganz wunderbar mit vielen kleinen LED-Solarlampen in Gläsern beleuchtet. Die Sonne versank glühend hinter der blöden Brücke im Svendborgsund und - ach, guck, da hinten ist immer noch die weiße Kirche von Tåsinge.

Jetzt ist alles gut, dachten wir. Ab jetzt läuft es bei uns und wir haben das Schlimmste hinter geschafft.
Hatten wir nicht.

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