NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Samstag, 18. September 2021

Von Prerow nach Zingst

Hinter Prerow beginnt ein langer, sehr komfortabler Dünenradweg. Dort stehen auch ein paar Bänke, von denen man eine idyllische Aussicht auf den Prerower Strom und die dicke Bundesstraße hat. In regelmäßigen Abständen tauchen Strandaufgänge auf. Weil der Radweg so gut ist, herrscht hier auch ziemlich dichter Fahrradverkehr - wie fast überall auf der Halbinsel.
Nur an dieser Küste treten übrigens Strand, Düne, Küstenschutzwald und Deich in exakt der Reihenfolge auf, wie ich es in der Grundschule gelernt habe.

Nach einigen Kilometern knicken die Bundesstraße und wenig später auch der Radweg nach rechts ab. Sie führen ein Stück nach Süden und verlassen die Halbinsel über die Meiningenbrücke.
Die flache Insel im Vordergrund heißt übrigens Große Kirr. Sie gehört zum Nationalpark, betreten kann man sie nicht.

Ungefähr an der Stelle, wo der Ostseeküstenradweg nach Süden abknickt, endet der Darß und die Halbinsel Zingst beginnt. Außerdem liegt dort ein Seeheilbad, das ebenfalls den Namen Zingst trägt. Zingst sieht mit all seinen feinen weißen Hotels sehr nobel aus.

Wie jedes Seeheilbad, das etwas auf sich hält, hat Zingst eine lange Seebrücke, die ins Meer hineinragt. Die Zingster sammeln offenbar gern Steine, denn auf der Zingster Brücke befinden sich mehrere solche Säulen mit Steinsammlungen.
Das seltsame Ufo im Hintergrund ist eine Tauchgondel, die den Fahrgast für neun Euro trockenen Fußes hinunter ins Meer befördert. Wir haben es nicht geschafft, das Ding auszuprobieren, denn die nächste Fahrt war bereits ausgebucht. Ob man da (abgesehen von Sand und einigen herumtreibenden Algen) wirklich etwas sieht? Die Gondel taucht ja am flachen Ostseestrand und nicht zu einem Korallenriff in der Südsee.

Der fabelhafte Deichradweg führt mitten durch Zingst und danach noch weiter. Die folgende Strecke ist in unserem Radführer als Ausflug Ostzingst, eine 40 Kilometer lange Variante zum Ostseeküstenradweg, eingezeichnet. Und diese Variante lohnt sich wirklich, denn hier befindet sich der wohl schönste Teil der Halbinsel.
Die letzten Häuser und Campingplätze von Zingst bleiben zurück. Schließlich führt der Radweg von der Ostseeküste weg in die Mitte der Halbinsel. An dieser Stelle befindet sich das Dreiländereck, denn hier grenzten vor langer Zeit die Gebiete der Städte Stralsund und Barth sowie vom Amt Barth aneinander.

Ein noch längerer Weg führt am Südufer entlang. Dort stehen mehrere Aussichtsplattformen, auf denen man den Bodden bewundern und auf das Festland nach Barth blicken kann. Diese Variante haben wir auf dem Rückweg gewählt, weil wir uns noch ein wenig mehr Strecke aufbürden wollten.
Auf den Feldern grasen Kühe. Schilder warnen sowohl vor dem Vieh als auch vor vergessenen Sprengsätzen im Boden. Man sollte die Felder also nicht betreten, denn dort warten gleich zwei Arten von Tretminen.
Unklar ist, was passiert, wenn eine Kuh auf eine der Minen tritt. Gibt es dann frisches Dönerfleisch?

Auf der (Stral-) Sundischen Wiese passiert man die letzten Außenposten der Zivilisation: ein Restaurant und eine kleine Nationalpark-Ausstellung. Danach geht es mitten hinein in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, und zwar ins Kerngebiet.

So viele Kilometer hintereinander ohne eine Ortschaft, das ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Man sieht nichts als Schafe, Wälder, Sümpfe mit kahlen Bäumen und endlose Wiesen. Der Radweg auf dem Deich führt immer weiter geradeaus. Auf der Hinfahrt hatten wir konstanten Rückenwind, auf der Rückfahrt dann aber leider entsprechenden Gegenwind.

Schließlich endet der Radweg an einer Wendeschleife. Nun hat man den östlichsten Punkt der Halbinsel erreicht, den man als Besucher betreten darf: Pramort.
Dieser Ort hat eine bewegte Geschichte, von der man auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick absolut nichts sieht. Hier landeten im 17. Jahrhundert die Schweden, die Pommern eroberten. Von ihnen stamme auch ich ab. Pramort war lange Zeit besiedelt, aber im Nationalsozialismus und in der DDR wurde dort ein militärisches Übungsgelände eingerichtet, weshalb große Teile vom Zingst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. Erst seit der Wende gehört das Gebiet zum Nationalpark.

In den hölzernen Hütten kann man Vögel beobachten. Dazu muss man nicht einmal nach draußen sehen, denn auch in den Hütten nisten zahlreiche Schwalben. Man kann ihnen zusehen, wie sie ihre Jungen füttern. Dabei sollte man sich nach Möglichkeit nicht direkt unter das Nest stellen, denn die Vogeljungen verdauen ihr Futter schnell.

Dann gibt es da noch einen Wanderweg nach Norden, zur sogenannten Hohen Düne. Auf den letzten 1,3 Kilometern sind Fahrräder verboten. Am Ende gelangt man auf einen hölzernen Steg, der alle paar Meter mit einem Rastplatz oder einer Bank ausgestattet ist. Der führt zu einer Aussichtsplattform.
Die Wiesen und weißen Strände sehen natürlich verlockend aus, aber man darf sie keinesfalls betreten. Alle Besucher müssen brav auf dem Holzweg bleiben.
Und was ist jetzt so besonders an der Düne? Dünen gibt es an der Ostsee natürlich fast überall, aber die meisten wurden künstlich angelegt und bepflanzt. Das hier ist eine natürliche Düne, die sich ohne menschliche Eingriffe verändert.

Wow! Da können künstliche Dünen einfach nicht mithalten.
Hinter der Düne erblickten wir einen weißen, völlig menschenleeren Strand und hohe, schäumende Wellen. Nicht weit entfernt sieht man die nordöstliche Spitze der Halbinsel, wo das Meer in den Bodden übergeht. Dahinter liegen noch einige Inseln namens Kleiner Werder, Großer Werder oder Bock, die vollständig gesperrt sind und zum Nationalpark gehören. Sogar Rügen und Hiddensee sind in der Ferne gut zu erkennen.

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