NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Mittwoch, 15. September 2021

Von Warnemünde nach Markgrafenheide

Gegenüber von Warnemünde liegt der Ortsteil Hohe Düne. Er besteht aus ebenso teuren wie gelben Hotels, einer Radarstation und Dünen, die dem Namen zum Trotz allenfalls normal hoch sind. Eine Autofähre verbindet Hohe Düne und Warnemünde. Diese Fähre bildet allein die Tarifzone 6 des Rostocker Nahverkehrs. (Wo Tarifzone 5 ist, wird für immer ein Mysterium bleiben. Vermutlich ist die unsichtbar und nur für Zauberer.)

Die Hotels können Spaziergänger leicht in ihre Fänge locken. Im einen Augenblick sind Sie noch auf etwas, das wie ein öffentlicher Bürgersteig aussieht, und im nächsten haben Sie plötzlich einen Flur des Hotels betreten.

Da spaziere ich dann doch lieber direkt am Ufer der Warnow entlang. Dort ragt ein Pier in die Ostsee. Es sieht aus wie sein stärker frequentiertes Gegenstück drüben in Warnemünde, mit zwei Unterschieden: Zum einen ist der Leuchtturm an der Spitze ist rot und nicht grün. Zum anderen liegt nebenan kein Strand, sondern ein Yachthafen. Auch die Robben haben ihre eigene Yacht: In einem Schiff befindet sich eine Robbenaufzuchtstation. An manchen Tagen lässt sich beobachten, wie sie in ihrem Becken, einem abgetrennten Teil der Ostsee, herumplantschen.

Diese kurze Etappe verläuft auf einem schmalen Streifen Land zwischen der Ostsee und einem breiten Ausläufer der Warnow. Deswegen gibt es hier nur eine einzige mögliche Strecke, wo Straße und Radweg verlaufen.
Zunächst führt dieser Weg an einer langen, langen Kaserne der Marine vorbei. Sollten die Luxushotels von Hohe Düne je angegriffen werden, mache ich mir keine Sorgen.

Die Dünen hinter Hohe Düne sind gar nicht so hoch. Dieser Strandabschnitt heißt Tarterhörn.

In der 11. Klasse musste ich dort Wasserproben untersuchen - eigentlich ein schöner Ort für den Unterricht, wäre der Wind an dem Tag nur nicht so eiskalt und fies gewesen. Nach dem Unterrichtsschluss hab ich dann auch noch den Bus verpasst. Und die dortige Buslinie ist zufällig die einzige in Rostock, die nur einmal stündlich fährt. Aufgrund dieser Erfahrungen bin ich nicht so der Tarterhörn-Fan.

Aber das ist natürlich nur meine persönliche Assoziation. Im Allgemeinen ist der Strand weiß und fein, wie es der Mecklenburger Qualität entspricht, und auch der Radweg ist echt schön, obwohl er einer Hauptstraße folgt. Sobald die Kaserne zu Ende ist, geht es durch grüne Dünenlandschaften, großzügig durchsetzt mit Strandparkplätzen.

Diese Straße knickt irgendwann nach rechts ab und führt nach Markgrafenheide. Ein irreführender Name: Grafen gibt es hier nicht mehr, Heide auch nicht und bezahlt wird natürlich mit Euro.
Markgrafenheide besteht stattdessen aus ein paar Imbissbuden, Ferienhäusern, einem Netto, dem Strand (inklusive großem Parkplatz) und einem lustigen Kletterwald. Aber Fischbrötchennettokletterwald macht sich als Ortsname nicht so gut.

Zwischen den Bäumen des Kletterwalds spannen sich Leitern, Tonnen zum Durchkriechen, ein Riesenquirl, eine Kanonenkugel zum Reiten wie bei Münchhausen (außer dass sie am Seil hängt) und vor allem jede Menge Stahlseile. Jedes Mal, wenn ich dort war, konnte ich ein etwas höheres Level bezwingen. Irgendwann habe ich dann tatsächlich das höchste bewältigt. Danach taten mir die Arme weh.
Der Kletterwald hat mittlerweile ein neues System, bei dem man sich überhaupt nicht mehr umhaken muss. So geht das Klettern von Baum zu Baum noch schneller. Damit hat unser lokaler Kletterwald sogar den spektakulären Kletterwald am Rheinfall an Innovativität überholt.

Die spannendsten Stellen sind die grünen Netze. Da mussten wir uns mit einem Seil reinschwingen und aus dem Netz herausklettern. Wer es nicht schafft, sich rechtzeitig am Netz festzuhalten, baumelt erbärmlich in der Luft und muss einen Mitarbeiter um Hilfe rufen, der ihn zum Netz rüberzieht. Meinen kleinen Geschwistern ist das gelegentlich passiert. Ich konnte es stets mit folgendem Trick vermeiden: Ich habe meine Beine in die Löcher vom Netz gesteckt und mich so festgeklammert, statt nur die Arme zu nehmen.
Nachtrag: Leider kann man sich in die meisten Netze bis auf eins nicht mehr reinschwingen.

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