NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Samstag, 4. September 2021

Von Schönhagen nach Eckernförde

Impf-Countdown: Noch 11 Tage

Wollten Sie schon immer mal das Gefühl haben, dass die ganze Welt sie beneidet und bewundert? Dazu müssen Sie kein Millionär sein. Es genügt völlig, auf einem billigen Campingkocher irgendwas zu brutzeln, das total gut und intensiv riecht, und zwar an einem Ort, wo Menschen vorbeikommen und in unmittelbarer Nähe kein Essen verkauft wird. Rührei an der Strandpromenade, wo irgendwelche Anwohner morgens ihre Hunde ausführen oder keuchend vorbeijoggen, ist dafür ideal. Sehr schnell können Sie sich in dem behaglichen Gefühl sonnen, dass praktisch jeder in diesem Moment gern an ihrer Stelle wäre. Es ist völlig egal, wenn diese Stelle aus einem engen Sitzplatz auf einer Bank besteht, die zum Kochen zu klein ist.

Vorher mussten wir noch Wasser besorgen. Ich hatte geschrieben, dass dies dank der Strandtoiletten kein Problem darstellt. Das stimmt auch weiterhin, aber nicht an jeder Toilette: Klo 1 hatte kein Trinkwasser, Klo 2 war gesperrt, erst Klo 3, das superschick hinten an ein Hotel angegliedert war, konnte uns für den Tag versorgen.
Wenige Meter später mussten wir uns von der Ostsee entfernen. Hier beginnt die erste deutsche Steilküste, und da dürfen nur Fußgänger hoch. Die Ostseeküste bricht hier öfter mal ab und hinterlässt eine beeindruckend bröckelige, braune Wand. Auf die vielen Steilküsten Schleswig-Holsteins haben wir uns besonders gefreut, gerade meine Freundin, die Berge liebt - und hier im Norden sind solche Abbrüche wohl das, was einem alpinen Gipfel noch am nächsten kommt.

Wir folgten einem Feldweg hinter den Klippen, bis wir irgendwann ans Meer zurückdurften. Allerdings ist dieser Weg stellenweise sehr sandig, warnte die Karte und empfahl eine andere Route. Stellenweise - och, eigentlich war es nur eine einzige kleine Stelle. Wir fanden die Strecke völlig okay.
Zwischen den Seebädern Schleswig-Holsteins erstrecken sich Naturschutzgebiete mit einem kleinen See. Mancherorts mussten wir den See umfahren, doch diesmal durften wir zwischen Meer und See hindurch, solange wir zwischen den Zäunen bleiben. Vorher mussten wir die Räder noch durch eine Viehschleuse schleusen.
Sie kennen sicher diese langen, breiten Knöpfe, auf die Rollstuhlfahrer drücken, damit die Tür aufgeht. Jemand wollte auch diesen wilden Kiesweg barrierefrei machen, aber wie sollen die das Gatter öffnen, wenn der nächste Stromanschluss zwei Kilometer entfernt ist? Die Lösung: Sie können die Tür einfach mit einem Hebel "aufpumpen". Ich hoffe, das dauert nicht so lange wie bei meinen Reifen.

Im Ostseebad Damp lockte uns das Entdeckerbad in seine gläsernen Hallen. Wir ließen uns in der Wikinger-Sauna einmal kräftig durchwärmen und hinterher stand sie nicht mal in Flammen. (Hätten die meinen Blog gelesen, hätten sie uns vermutlich nicht reingelassen.) Das Entdeckerbad heißt so, weil da verschiedener moderner und interaktiver Wasserspielkram für Kinder zur Verfügung steht, nur war der coronabedingt größtenteils außer Betrieb. Allzu groß ist die Schwimmhalle nicht, das Wasser könnte auch wärmer sein, aber die Aussicht vom Deich ist toll.

Hinter Damp haben wir das Meer nochmal verlassen. Die Straße überquerte ungefähr 12 Hügel, bis sie an der Eckernförder Bucht herauskam.

Am Hafen haben wir über die Holzklappbrücke für Fußgänger geschoben, weil wir dachten, das sei eine Abkürzung. Rein räumlich stimmte das auch, zeitlich jedoch nicht. Apropros Zeit: Die Brücke ist fast 150 Jahre alt.
Der Hafen von Eckernförde hat mich an Kappeln erinnert, aber in etwas schöner und lebendiger.

Zwischen den Bäumen und Bürgerhäusern der Altstadt haben wir Eis gegessen (der büklokratische Laden in Pottloch neulich war kein richtiges Eiscafe, deshalb bestand Nachholbedarf). Dabei stellten wir fest: Eckernförde ist wirklich schöner als Kappeln.

Nun war der Tag schon fast vorbei, und wir schliefen bei dem herzensguten Menschen Nr. 2 an der Schlei. Denn zum Glück kannte ich die liebe Frau Schlegel in Schleswig, die uns ohne zu zögern eine Nacht in einem wunderbar gemütlichen Gästezimmer schlafen ließ. Die einzige Gegenleistung, die wir anbieten konnten, waren die Geschichten von unserer Reise.
Nur: Wie kommen wir nach Schleswig? "Das ist doch nicht weit von Eckernförde. Meine Kinder fahren das immer ganz schnell.", meinte sie am Telefon.
Ich schaute auf Google Maps. "Naja, immerhin 25 Kilometer."
"Aber doch nicht wenn ihr oben an der Schlei fahrt."
Ich veränderte die Route. "Dann sind es 24 Kilometer."
"Aber der Weg, der ist echt nicht schlecht, da seht ihr die schönste Stelle der Schlei."
Wir konnten uns aktuell wirklich keine zusätzlichen 50 Kilometer leisten, deshalb schlossen wir die Räder am Bahnhof an und nahmen den Bus. Es tat mir ein bisschen leid, dass ihre intensive Werbung und detaillierte Wegbeschreibung für den Radweg entlang der Schlei umsonst war. Vielleicht ein andermal.

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