NEU: Die schwedische Halbinsel der Zugvögel

Falsterbo

Freitag, 17. September 2021

Von Dierhagen nach Prerow

Deutschlands größte Halbinsel hat keinen richtigen Namen, sondern wird in drei Abschnitte eingeteilt: Fischland, Darß und Zingst. Das hat auch einen guten Grund: Früher waren diese drei Teile eigenständige Inseln. Durch menschliche Einflüsse sind sie irgendwann zusammengepappt.

Diese dreiteilige Halbinsel haben wir 2016 mit zwei Fahrrädern, vier Fahrradtaschen, einem Zelt und einem Glas Nutella im Gepäck erkundet.

Als Tor zur Halbinsel gilt das Ostseebad Dierhagen. Wir näherten uns Dierhagen in der Hoffnung, ein schönes Städtchen zu entdecken. Stattdessen fanden wir einen schönen Wald vor. In Dierhagen stehen deutlich mehr Bäume als Häuser. Wir wandelten auf gewundenen Pfaden zwischen knorrigen Windflüchtern. Ein Stadtbummel und ein Waldspaziergang ist ein und dasselbe.

Hinter Dierhagen verjüngt sich die Halbinsel immer mehr. An einer Stelle sahen wir sogar links und rechts gleichzeitig das Wasser.
Auf dem Deich führt der gut ausgebaute Ostseeküsten-Radweg in Richtung Nordosten. Links tauchen in regelmäßigen Abständen Strandaufgänge auf, rechts stehen die typischen weißen Ferienhäuser mit Schilfdächern.
So konnten wir die Halbinsel Fischland blitzschnell durchqueren.

Schließlich taucht der Kirchturm von Wustrow am Horizont auf und die Halbinsel verbreitert sich langsam wieder. In Wustrow wurden im 19. Jahrhundert viele Seemänner und Kapitäne ausgebildet. Im Winter blieben die älteren Seeleute zu Hause und gaben ihre Erfahrung an den Nachwuchs weiter.

An einem kühlen und stürmischen Tag wirkt der Strand bei Wustrow auf den ersten Blick nicht sehr einladend, doch das täuscht. Das Wasser fanden wir gar nicht mal so kalt, die hohen Wellen sind sehr lustig und der starke Wind trocknet die nasse Haut schneller als jedes Handtuch.

Auf dieser sturmgepeitschten Düne wird offenbar getestet, wie gut Verkehrsschilder und Autokennzeichen der Witterung standhalten. Sachen gibt's...

Das ist Ahrenshoop. Durch diesen Ort verlaufen gleich zwei Grenzen: Hier grenzt Mecklenburg an Vorpommern und Fischland an den Darß.
Einst war Ahrenshoop nur ein einfaches Fischerdorf, aber dann siedelte sich hier der Maler Paul Mueller-Kaempff an und begründete eine Künstlerkolonie. Bis heute zieht der Ort viele Künstler an, die ihre Werke in sogenannten Kunstkaten mit bunt bemalten Türen ausstellen.

Im Restaurant zur Robbe lebt ein zutraulicher und hungriger Spatz, der den Boden von heruntergefallenen Essensresten säubert. Sein Name ist Reinhard. Zumindest nennen wir ihn so.

Von Ahrenshoop aus gibt es zwei Möglichkeiten, um den Darß herum zu fahren. Möglichkeit Nummer Eins: Der offizielle Ostseeküstenradweg am Südufer.
Der führt zunächst über weite Wiesen. Neben dem Weg ragen riesige Windräder empor, auf dem Weg sitzen manchmal Schwärme winziger Vögel, die von den Radfahrern aufgescheucht werden.
Noch weiter südlich gibt es laut unserer Karte auch einen nicht asphaltierten Radweg direkt am Wasser, aber den haben wir nicht gefunden.

Am Südufer besuchen besonders gut betuchte Gäste ihre eigenen Ferienhäusern in Born.

Sie haben jedoch keinen richtigen Ostseestrand vor Ort, sondern nur den Bodden. Deswegen muss der Ort mit anderen Attraktionen wie dem Erlebnishof Gut Darß oder einem Kletterwald locken.

Hinter Born mussten wir unsere Räder durch einen Pfützen-Marathon steuern, zunächst in einem Wald...

...und dann am schilfbewachsenen Ufer des Boddens.
Wo wir gerade dabei sind: Was ist eigentlich ein Bodden? Als Bodden bezeichnet man einen Teil des Meeres, der durch Inseln, Halbinseln oder Landzungen fast komplett vom restlichen Meer abgeschnitten ist. Die Dinger sind in der Weichseleiszeit entstanden, weil die Ostsee damals über die Ufer getreten ist und weiter hinten Land geflutet hat. Ein Bodden ist kein richtiges Meer, aber irgendwie auch kein richtiger See: Einerseits ist er ziemlich flach, andererseits schwankt sein Pegel in einem ähnlichen Takt wie die richtige Ostsee. Das alles trifft auf das Wasser südlich von Fischland, Darß und Zingst definitiv zu.
Und wieder einmal tauchen am Horizont schilfgedeckte weiße Ferienhäuser auf. Am Ufer des Boddens liegt nämlich noch das kleine, ruhige und urige Wieck.

Anschließend knickt der Radweg nach Norden ab und führt quer über die Wiese nach Prerow am Nordufer vom Darß.
Von einem Aussichtspunkt hat man freie Sicht auf sumpfige Wiesen. Manchmal sieht es aus, als würde ein Schiff über die Wiese gleiten , doch in Wahrheit fährt es nur auf dem weitverzweigten Prerower Strom. In der Gegend werden nämlich Boddenrundfahrten angeboten.

Bevor wir zu Prerow kommen, schauen wir uns jedoch noch Möglichkeit Nummer zwei an, den Darß zu umfahren. Man kann nämlich auch den großen Wald im Norden erkunden. Diese Variante wird in unserer Karte zwar leider nicht gezeigt, aber es gibt ein großes Gitternetz aus Wegen, genügend hölzerne Wegweiser und aufgestellte Karten, um sich zu orientieren. Das Gebiet ist also durchaus fahrradfreundlich - wenn man auch mal für längere Zeit auf Asphalt verzichten kann.
Wir haben 2016 auf dem Hin- und Rückweg schon beide Varianten ausprobiert. Wenn man jedoch dem Ostseeküstenradweg weiter in Richtung Barth und Stralsund folgt und nur einmal über den Darß fährt, muss man sich für eine Variante entscheiden. Wir würden den nördlichen Weg durch den Wald empfehlen.
Diese Wegkreuzung nennt sich Großer Stern. Früher verlief hier die Küstenlinie, aber nach und nach wurde immer mehr Sand angespült. Der Wald sieht noch aus wie die meisten gewöhnlichen Mecklenburger Wälder. Er besteht aus hohen, geraden Bäumen, ein bisschen Moor und hektarweise vertrocknetem Farn.

Dieses Waldgebiet gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, dem drittgrößten Nationalpark Deutschlands. Der Großteil der Fläche des Nationalparks besteht aus Wasser, aber ein bisschen Land konnte auch abgezwackt werden.
Die Waldwege führen meist nicht direkt am Strand entlang. Ein Ausflug ans Wasser lohnt sich aber. Der berühmte Weststrand bietet jede Menge Windflüchter und umgekippte Bäume, aus denen sich manche Menschen phantasievolle, provisorische Hütten bauen.

Im Nordwesten liegt der sogenannte Darßer Ort, wo man im Natureum gegen Eintritt einen Leuchtturm besteigen und ein Museum besichtigen kann. Im Prinzip besteht der sogenannte Ort nur aus diesem Museum.

In den verschiedenen Gebäuden verbergen sich ein paar Aquarien, ausgestopfte Tiere, jede Menge Infotafeln und sehr viele Steine. Ehrlich gesagt fand ich die Steine am interessantesten, denn bei genauerem Hinsehen erkennt man darin Unmengen von versteinerten Tieren.

Vom Leuchtturm aus sieht man einen Funkturm (vermute ich zumindest) und die Nordspitze vom Darß. Durch diese verschlungene Landschaft aus Wäldern und Dünen verläuft auch ein Wanderweg, den wir aber leider nicht geschafft haben.

In der Nähe der Nordküste ist der Wald sandiger, knorriger und romantischer. An einigen Stellen wächst sogar Heidekraut.

Ob man nun die nördliche Route im Wald oder die südliche Route am Bodden durch Born und Wieck wählt, am Ende kommt man jedenfalls in Prerow heraus. Von allen Ortschaften auf der Halbinsel ist Prerow definitiv die bunteste und eine der schönsten. Dort stehen sogenannte Kulturkaten, in denen sich zum Beispiel ein Cartoon-Museum verbirgt.

Direkt neben einem Radweg, ganz in der Nähe der Innenstadt, konnten wir einen Rehbock beobachten. Wirklich toll, wie naturnah die Ortschaften auf der Halbinsel sind.

Diese Radtour war damals die erste, auf der ich auf Campingplätzen statt unter einem Dach übernachtet habe. Ich stellte fest: Zelten ist billiger, aber dafür muss man das Zelt ständig auf- und abbauen. Außerdem fühlte sich der Boden irgendwie härter an, als ich es vom Kindercamp damals in Erinnerung hatte.
In Meißners Sonnencamp in Prerow hat man den Strand direkt um die Ecke. Dieses Schild verrät außerdem, dass die Betreiber Humor haben.

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